Ein Tag in Leeds Castle
Wie immer bin ich früh dran, als ich auf den Parkplatz von Leeds Castle fahre. Obwohl es mein dritter Tag auf der Insel ist, habe ich mich immer noch nicht an die Zeitumstellung gewöhnt und bin entsprechend früh wach. So bekomme ich wenigstens einen Logenparkplatz mehr oder weniger direkt am Eingang. Die Anzahl der Parkplätze zeigt mir, dass hier zur Hochsaison bestimmt so mancher Tourist sein Unwesen treibt. Ich bin Mitte Juni hier und hoffe, da noch keine Schulferien sind, dass es nicht so voll werden wird. Um es schon einmal vorweg zu nehmen: ich wurde nicht enttäuscht. Es war entspannt leer. Das Gelände ist so groß, das man selbst den obligatorischen Schulklassen mit lärmenden Teenagern aller Nationen bequem aus dem Weg gehen kann.
Vom Eingang aus kann man Leeds Castle noch nicht sehen. Man hat zwei Möglichkeiten, das Schloss zu erreichen. Wenn man gut zu Fuß ist, kann man den Woodland Walk wählen. Man spaziert durch einen kleinen Wald, vorbei an einem kleinen Teich bis hin zum Schloss. Alternativ kann man sich für 50 Pence von einer kleinen Bimmelbahn bis zum Schloss fahren lassen.
Ich habe den 15 minütigen Spaziergang durch den Park gewählt. Der Wahl war richtig, es ist ruhig und entspannend, nicht so viele Touristen. Und ich sehe zum ersten Mal die berühmten schwarzen Schwäne von Leeds Castle. Von ihnen werde ich im Laufe des Tages allerdings noch einige sehen, aber das weiß ich ja jetzt noch nicht.
Weil die Wettervorhersage für den Mittag Wolken verspricht, überlege ich mir am Eingang zum Schloss, erstmal die Outdoor Attraktionen anzuschauen: natürlich den Garten und das Labyrinth. Also lasse ich das Schloss im wahrsten Sinne des Wortes erst einmal links liegen und gehe Richtung Exhibition Center und von dort weiter in den Garten.
Der Garten
Der Culpeper Garden, benannt nach der Familie, die im 17. Jahrhundert auf Leeds Castle lebte, war früher der Küchengarten des Schlosses. Erst 1980 wurde er zu einem Cottage Garten umgestaltet. Verglichen mit den beiden Anwesen, die ich vorher besucht habe, ist er tatsächlich recht klein, sehr kompakt und mit vielen Staudenbeeten auf kleinstem Raum. Die einzelnen Staudenbeete sind mit kniehohen Buchsbaumhecken umfaßt. Rosen, Fingerhut, Pfingstrosen, Disteln und viele mehr stehen in voller Blüte. Der Garten sieht wunderschön aus.
Unterhalb des Culpeper Garden gibt es noch die The Lady Baillie Mediterranean Garden Terrace. Durch diesen langgezogenen mediterranen Garten kann man entlang des Great Water flanieren und dabei die schwarzen Schwäne oder die Touristen beobachten, die auf dem See schwimmen bzw. mit dem Boot gefahren werden.
Das Labyrinth
Ich gehe weiter zum Labyrinth. Darauf bin ich echt gespannt, denn es sieht auf den Fotos, die ich gesehen habe, gar nicht mal so klein aus. Und ich kenne meinen Orientierungssinn. Und siehe da, ich betrete das Labyrinth und hab mich 5 Minuten später hoffnungslos verlaufen. Hm, ein Navi hab ich jetzt nicht dabei. Aber ich bin ja richtig clever. Ich öffne die Karten App auf meinem Smartphone. Ha! Ich sehe das Labyrinth, sehe einen Punkt blinken, wo ich mich befinde. Zoome in die Karte rein … und sehe gar nichts mehr. Zu früh gefreut, selbst die höchste Zoomstufe hilft mir nicht weiter. Zum Glück steht im Zentrum des Labyrinths auf einem Aussichtspunkt eine hilfreiche Dame, die den verlorenen Seelen den Weg leitet. Also muss ich klein beigeben und um Hilfe bitten. Schon peinlich für eine Geocacherin….
Die Grotte
Vom Zentrum des Labyrinths kommt man durch eine unterirdische, künstlich angelegte Grotte, wieder zum Eingang. Naja, mein Fall ist das nicht, ganz schön kitschig, aber ich höre tatsächlich auch begeisterte Ausrufe. Also macht euch am besten selbst ein Bild, wenn ihr einmal dort seid. Drum herum kommt man eh nicht, es sei denn, man möchte den Weg aus dem Labyrinth heraus noch versuchen.
In einem großen Zelt neben dem Maze gibt es eine weitere Attraktion, die mich jetzt nicht so interessiert: The Dark Sky. Die Multimedia Show zeigt Schlacht von Agincourt, die vor 600 Jahren stattgefunden hat. Ich gehe lieber zum Maze Café & Grill Pavillon, um einen Kaffee zu trinken. Neben der Terrasse gibt es einen tollen Spielplatz für Kinder, in Sichtweite der Eltern, echt praktisch.
Das Schloss
„Du besuchst Leeds Castle? Ich habe gehört, das soll eines der schönsten Schlösser Englands sein.“ Die Worte eines Bekannten liegen mir noch im Ohr, als ich vor dem Schloss stehe. Ob es das schönste Englands ist kann ich nicht beurteilen, ich hab noch nicht alle gesehen. Aber es ist schon echt sehenswert. Das Schloss ist nicht bewohnt, so kann man es komplett besichtigen. Und den Fotoapparat darf man auch benutzen. Es ist richtig leer im Schloss, ich bin an einem Dienstag außerhalb der Ferienzeit hier.
Einen ausführlichen Bericht zum Schloss gibt es später.
Nachdem ich das Schloss besichtigt habe, falle ich noch im Souvenirshop ein. Die haben wirklich tolle Sachen hier. Naja, ein paar kitschige gibt es natürlich auch. Ich gönne mir noch einen Cream Tea, der leider draußen auf der Terasse in Pappbechern serviert wird, was ich jetzt gar nicht sehr stilvoll finde.
Danach gehe ich gemütlich zurück zum Parkplatz und habe einen ganz wunderbaren Tag in Leeds Castle verbracht.
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- Homepage von Leeds Castle
- Leeds Castle bei Wikipedia
- Übernachtungstipp: Downsview Guesthouse in Ashford
Adresse
Leeds Castle
Maidstone
Kent ME17 1PL
Öffnungszeiten
April – September: 10:00 – 18:00
Oktober – März: 10:00 – 17:00
Eintrittspreise
(Stand März 2019)
Erwachsene £26
Kinder ( 4-15) £17,50
6 Comments
Uwe
Da würde sogar ich als nicht ‚Gartenfreak‘ wie Du gerne einmal hin.
Das mit dem schönsten Schloss Englands habe ich auch in einem Reiseführer gelesen!
Vielen Dank für die Beschreibung.
Heike
Uwe, das ist ja von der Fähre auch gar nicht weit weg. Und das lohnt sich allemal. Und Fynn wäre sicher auch begeistert.
LG Heike
Sabine
Klingt toll. Die Grotte erinnert mich an Schloss Linderhof in Bayern. Ich mag ja so ’nen Kitsch. Manchmal. Freue mich schon auf die Innenbesichtigung!
heidemarie geisler
Zu den schwarzen Schwänen gibt es eine Geschichte.
Wenn die Schwäne Leeds Castle eines Tages verlassen sollten, fällt
Leeds Castle zusammen, so erzählte man uns.
Wir waren mit unseren Kindern dort im Jahr 1983. Da der Geldbeutel
damals nicht so gut gefüllt war, gab es immer einen Tag ohne Auto und
einen mit Auto. Dieser Tag, es war im Juli und sehr heiss. Wir sind
also zu Fuß von Maidstone, wo wir unser Ferienhaus hatten, nach Leeds
Castle. Der Weg wurde sehr lang, aber er hatte sich gelohnt. Die Füße
haben wir im Wasser gekühlt und haben auf der Wiese vor dem Hauptein-
gang gerastet und bei dieser Gelegenheit unseren ersten rolls-royce,
goldfarben mit english-green Ledersitzen gesehen. Das war schon was,
damals ! England ist immer wieder eine Reise wert, ich fahre im Oktober. Gruß H. Geisler
Heike
Das ist ja eine spannende Geschichte. Vielen Dank für die Hintergrundinformation, Heidemarie. Viel Spaß im Oktober. Im Herbst war ich noch nie auf der Insel.
Herzliche Grüße, Heike
vielweib
Das Schloss ist ja der Hammer. Ich merke, ich werde durch Dich noch zum Gartenfreund :-) Auf jeden Fall hab ich jetzt Frühlingsgefühle ;-)