Nantucket, die kleine Schwester von Martha’s Vineyard?
Nantucket ist eine bezaubernde, kleine Insel im Atlantik. Sie ist der Halbinsel Cape Cod vorgelagert und gehört somit zu den Neuenglandstaaten. Man erreicht die Insel unter anderem mit der Fähre von Hyannis auf Cape Cod.
Aber von Anfang an:
Es ist ein Samstagmorgen Mitte August. Wir haben halb neun, als Stefan und ich das Hotel verlassen und die 10 Minuten zum Fähranleger der Schnellfähre nach Nantucket gehen. Die Tickets für die 9:15 Uhr Fähre habe ich wohlweislich schon vor Wochen im Internet gebucht. Wir sind überrascht, als wir am Fähranleger schon eine lange Schlange wartender Menschen sehen. Als wir allerdings die Fähre sehen und wie wenig Plätze sie auf dem Außendeck hat, wissen wir, warum die Menschen schon so früh da sind. Wir finden uns damit ab, an diesem wunderschönen Sommertag im Inneren der Fähre sitzen zu müssen. Wir haben allerdings Glück und ergattern doch noch zwei Sitzplätze auf dem Außendeck. Uns gegenüber sitzt eine Frau mittleren Alters, eine Art Carrie Bradshaw aus „Sex and the City“: zierlich, klein, quirlig und jung geblieben. Wir kommen ins Gespräch. Sie erzählt uns, dass sie und ihr Mann in der Werbung arbeiten, eigentlich in Boston leben, aber die Sommermonate immer in ihrem Haus auf Nantucket verbringen. Ich hoffe, sie sieht nicht, wie ich grün vor Neid werde. Jedenfalls bekommen wir von ihr einige Tipps, wo man auf der Insel hervorragend essen kann und was man sich unbedingt anschauen sollte. Ihr findet diese im Anschluss an den Post.
Nach einer guten Stunde fahren wir in den Hafen der gleichnamigen Stadt Nantucket ein. Die malerisch in der Sonne schaukelnden Segelboote und Jachten, die wir beim Einlaufen sehen, geben uns einen ersten Eindruck von der Schönheit der Insel. Von der Fähre runter herrscht erst einmal ein riesiges Gedränge. Die Menschen, die die Fähre verlassen, quetschen sich durch die Wartenden durch. Vom Hafen sehen wie so recht wenig, weil wir schnellstmöglich diesem Trubel entfliehen wollen. Aber schon 5 Minuten später, als wir durch die gemütlichen Straßen der kleinen Stadt spazieren, entdecken wir zufällig den ersten Tipp von „Carrie“: The Juice Bar. Hier gibt es angeblich das beste Eis und die besten Smoothies der Insel. Wir holen uns einen Smoothie und sind nicht enttäuscht. Mit dem Getränk in der Hand setzen wir uns gemütlich auf eine Bank um den Tag zu planen: leihen wir uns ein Fahrrad oder erkunden wir die Insel mit dem Bus? Als unser Blick auf eine Fahrradvermietung fällt, entscheiden wir uns, ein Fahrrad zu mieten und einen Teil der Insel zu erkunden.
Eine Viertel Stunde später stehen wir mit unseren zwei Fahrrädern auf der Straße. Unser erstes Ziel ist der Jetties Beach, ein schöner breiter und einladender Strand. Zwischen ausgesprochen pittoresken Holzhäusern und tollen Gärten fahren wir weiter bis zur Cliff Road. Hier gibt es einen sehr gut ausgebauten Fahrradweg, der uns bis ans westliche Ende der Insel, nach Madaket führt. Den Fahrradweg kann man super gemütlich fahren, es gibt kaum Steigungen und der Wind hält sich heute auch in Grenzen. Unterwegs gibt es sehr viel Natur zu sehen, unter anderem den Long Pond und den North Head Long Pond. Nehmt Euch etwas für ein kleines Picknick mit, hier habt ihr eine tolle Gelegenheit dazu. Überhaupt laden an einigen Stellen des Radwegs Bänke zum Verweilen ein, und einen Wasserspender gibt es auf halber Strecke auch. Wir haben einen herrlichen Tag.
Auf dem Rückweg fahren wir über die Main Street nach Nantucket zurück. Hier soll es laut Reiseführer ein paar tolle Kapitänsvillen geben. Und wir werden nicht enttäuscht.
Am Ende der Straße müssen wir allerdings von den Rädern absteigen. Das alte Kopfsteinpflaster lässt es nicht zu, mit dem Fahrrad weiterzufahren. Deshalb entscheiden wir kurzfristig, die Fahrräder zurückzugeben und den Ort weiter zu Fuß zu erkunden.
Nach einem exklusiven Snack im Restaurant Boarding House – ich gönne mir in Form einer Lobster Roll den ersten Hummer meines Lebens – bummeln wir den Nachmittag durch die Gassen des Ortes. Wir schauen uns die kleinen Boutiquen an, bewundern die schönen Häuser und gehen zum Brant Point Lighthouse. Hier sitzen wir eine ganze Weile und beobachten die Segelboote, die in den Hafen ein- und ausfahren. Diesen Platz solltet ihr nicht versäumen!
Und wenn ihr so richtig neidisch werden wollt, dann dürft ihr auf keinen Fall den Jachthafen verpassen. Wir sind spät nachmittags hin, als die Jachten so langsam wieder von den Angelausflügen eintrudeln. Es gibt hier offensichtlich Charterjachten und auch eigene. Ein Schiff ist schöner, größer, exklusiver als das andere. Ich komme schon auf den Gedanken, mal nett mit den Wimpern zu klimpern, um eine Einladung auf so ein Boot zu bekommen. Zu dumm, das ich keine langhaarige Blondine bin.
Nach einem langen Tag fahren wir um 20 Uhr mit der letzten Fähre zurück nach Hyannis. Der Tag war total schön. Wir hatten das perfekte Wetter, die Insel ist einfach ein Traum, wir haben schön gegessen und sind Fahrrad gefahren. Es hat einfach alles gepasst auf dieser schönen Insel. Wenn Ihr einmal in der Gegend seid, solltet Ihr euch das auf keinen Fall entgehen lassen.
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- Im Young’s Bicycle Shop haben wir für $25 unsere Räder gemietet. Aber erwartet nicht zu viel, die Räder waren nur mäßig in Schuss. Die salzhaltige Luft ist leider nicht gut für Fahrräder.
- Am Fuße des Brand Point Lighthouse kann man entspannt auf den Steinen sitzen und das Treiben im Hafen beobachten
[icon name=“utensils“] Restauranttipps
- Das beste Eis der Insel: The Juice Bar
- Im Restaurant Boarding House habe ich eine super köstliche Lobster Roll gegessen
- Das Restaurant am Jetties Beach haben wir zwar nicht besucht, aber der Strand hier ist echt schön
[icon name=“child“] Insidertipps unserer „Carrie Bradshaw“
- Eine supertolle Bäckerei an der Cliff Road: Something Natural
- Im Black Eyed Susan soll man ganz toll essen können
- Im Straight Wharf Fish Store sollte man unbedingt ein bluefish paté (Blaubarsch Pastete) essen
3 Comments
vielweib
Ganz ehrlich: So habe ich Amerika nicht vorgestellt. Ich war noch nie da, denke aber immer an Hektik, Großstadt oder unendlich Weiten. Danke für den Einblick in die schöne „Kleinstadtidylle“ :-) Das gefällt mir richtig gut!!
Heike
Vielen Dank, liebe Tanja. In den USA gibt es mehr Kleinstadtidylle, als man denkt. Man kennt halt immer nur die lauten großen Städte, meist aus dem Fernsehen. Geht mir selbst ähnlich.
Sabine
Klassisches New-England! Hört sich super an! Ich war noch nicht dort und stelle es mir wegen Deiner Tipps und Beschreibungen phantastisch vor. Toll geschrieben, traumhafte Fotos. Dass ihr mit dem Rad die Insel erkundet habt, finde ich auch klasse. Uns so Einheimischentipps sind natürlich Gold wert.