Perspektivwechsel Krefeld
Ausflugstipps

Krefelder Perspektivwechsel – mein Tag in der Unterwelt

Krefeld, die Stadt wie Samt und Seide. Mit Krefeld verbinde ich vor allem Krawatten. Fragt mich nicht wieso, aber irgendwie assoziiere ich mit der Stadt Samt für Königshäuser und Seide für Krawatten.

Als Kind habe ich es geliebt, wenn ich mit meiner Tante oder meiner Mutter zu einem Stadtbummel nach Krefeld fuhr. Mit der Bahn, umsteigen in Viersen. War das spannend. Dann Frühstück im Kaufhof, ein Stadtbummel und als krönenden Abschluss durfte ich mir etwas bei Spielwaren Seidel aussuchen. Irgendwann habe ich die Stadt dann aus den Augen verloren.

Umso mehr freue ich mich, als ich Halloween 2015 auf Einladung vom Stadtmarketing Krefeld in die Krefelder „Unterwelt“ geführt werde. Unter dem Motto „Krefelder Perspektivwechsel – Neue Blickwinkel auf Samt und Seide“ startet das Stadtmarketing Krefeld 2015 ein Projekt, das bei den Bürgern ein neues Verständnis für ihre Stadt wecken soll. So gibt es beispielsweise das Projekt „Konzerte an ungewöhnlichen Orten“, „Perspektivwechsel im Zoo Krefeld“ und sehr viel mehr Projekte mit unterschiedlichen Schwerpunkten, die bis in das Jahr 2023 geplant sind. Unterhalb des Blogposts findet Ihr einen Link zur Homepage des Projekts Krefelder Perspektivwechsel. Ich darf am Event „Glück Auf Krefeld!“ teilnehmen: Orte, die der Öffentlichkeit normalerweise nicht zugänglich sind, können für einen Tag besucht werden.

Pünktlich um 14 Uhr treffen wir Claire Neidhardt und Ulrich Cloos vom Krefelder Stadtmarketing am Krefelder Hauptbahnhof. Gemeinsam gehen wir zum Bunker Hansastraße, der praktisch um die Ecke ist. Der Bunker liegt vollkommen ungenutzt mitten in der Stadt. Im Krieg konnten hier bis zu 12.000 Menschen Zuflucht finden. Ich stehe am Eingang dieses riesigen Bunkers und muß an die vielen Menschen denken, die hier schreckliche Stunden verbringen mussten und bin wie so oft dankbar, dass ich nicht in dieser Zeit leben muss.

Das Innere des Bunkers, weitläufig und aus dicken Betonmauern
Ein bedrückendes Gefühl für mich, im Bunker Hansastrasse zu stehen

 

Ein Einbahnstrassenzeichen auf die Betonwand gedruckt
Ich hoffe, das es keine Einbahnstrasse war, wenn man den Bunker betreten hat

 

Der Eingang zum Bunker Hansastrasse
Der Eingang zum Bunker Hansastrasse

Das Stadtwaldhaus kenne ich vom Hörensagen. Hier entführen uns Claire und Uli in die Toilettenanlagen unter der Waldschänke. Das Stadtwaldhaus an sich ist schon eine faszinierende Location und mein Zeigefinger will den Auslöser der Kamera gar nicht mehr loslassen. Aber regelrecht entzückt bin ich von der, normalerweise nicht mehr zugänglichen, Toilettenanlage mit den wunderschönen Jugendstilfliesen, die ich am liebsten abklopfen möchte für mein eigenes Bad.

Der Krefelder Stadtwald
Der Krefelder Stadtwald

 

Toilettenanlage im Stadtwaldhaus
Die Toilettenanlage im Stadtwaldhaus aus dem Jahr 1905

 

Wunderschöne Jugendstilfliesen
Wunderschöne Jugendstilfliesen zierten die Wände der Toilettenanlage

Als nächstes geht unsere Tour zum Bunker Schönwasserstraße. Jetzt gruselt es mich zum ersten und zum Glück einzigen Mal am heutigen Tag ein wenig. Der Hochbunker ist nur spärlich beleuchtet, Kerzen auf den Treppen leuchten uns den Weg. In den Räumen des Bunkers, die wir zum Glück nur kurz betreten, sorgen Taschenlampen für die nötige Beleuchtung. „Falls Sie sich verlaufen, achten Sie auf die Luftschächte an den Wänden. Sie zeigen Ihnen die Außenwände“. Puh. Ehrlich gesagt bin ich sehr froh, dass wir den Bunker relativ zügig wieder verlassen.

Ein Hochbunker in Krefeld
Der Hochbunker an der Schönwasserstraße

 

Im Inneren des Hochbunkers
Im Inneren des Hochbunkers

Mitten im Herzen von Uerdingen liegt der Brempter Hof. Ein Teil des dreiflügeligen Herrenhauses stammt aus dem 14. Jahrhundert, der größte Teil jedoch aus dem frühen 19. Jahrhundert. Wir klettern eine schmale Treppe hinab in den Gewölbekeller und treffen auf lange Gänge, dunkle Ecken, Spinnweben und Türen bei denen ich mich frage, wo sie noch hinführen. Es ist Halloween, was für eine passende Kulisse für den Tag.

Dunkele Ecken im Gewölbekeller des Brempter Hofs
Dunkle Ecken im Gewölbekeller des Brempter Hofs

 

Der Gewölbekeller des Brempter Hofs ohne Menschenschlange
Der Gewölbekeller des Brempter Hofs

 

Menschen gehen durch den Gewölbekeller des Brempter Hofs
Wir werden durch den Gewölbekeller des Brempter Hofs geführt

Die letzte Etappe des Tages ist für mich zugleich das Highlight: Das Alte Klärwerk in Uerdingen. Nein, hier muffelt es nicht nach Klärwerk, denn hier wird heute der neue Krefelder Duft ESNC CREFELD vorgestellt. Bis 1973 war das alte Klärwerk in Betrieb. Heute verfällt das Gebäude leider mehr und mehr. Die Eisenkonstruktionen verrosten, den Wänden haftet Patina an, die Glasscheiben sind zerbrochen. Aber gerade dieser Verfall wird durch eine geschickte Lichtinstallation absolut fantastisch in Szene gesetzt. In jeder Ecke stehen Menschen mit Kameras, einige wirken sehr professionell, andere haben lediglich ihr Smartphone gezückt, und knipsen was das Zeug hält. Und ich kann mich dem Charme dieser alten Industrieanlage auch nicht entziehen.

Duftflakone in bunten Farben
Wie mische ich ein Parfum?

 

Altes Klärwerk Uerdingen
Am alten Klärwerk Uerdingen nagt der Zahn der Zeit

 

Die Deckenkonstruktion
Die Patina der Deckenkonstruktion macht das alte Klärwerk sehr interessant

Und so geht ein toller Nachmittag zu Ende. Ich habe sehr viel über Krefeld gelernt, ich habe tolle Orte entdeckt und viele Inspirationen für weitere schöne Ausflüge in Krefeld erhalten.

Ich möchte mich beim Stadtmarketing Krefeld, und hier insbesondere bei Claire Neidhardt und Ulrich Cloos für den tollen Nachmittag bedanken. Meine Meinung bleibt die eigene.


Mehr zum Thema

Und hier könnt Ihr lesen, wie meine Bloggerkolleginnen den Nachmittag fanden:

  • Tanja von vielweib.de fand es cool, mal mit vier Mädels auf dem Herrenklo zu sein zu dürfen
  • Was Janetts Eiskaltes Händchen an diesem Nachmittag erlebte, könnt ihr auf teilzeitreisender.de nachlesen
  • Jessi von fernwehundso.de hat für einen Tag ihre Heimat Aachen gegen den Niederrhein getauscht

Hallo, ich bin Heike. Geboren bin ich am linken Niederrhein, wo ich zusammen mit meinem Mann Stefan lebe. Meine Reisen finanziere ich als freiberufliche IT-Beraterin, sitze also die meiste Zeit am Schreibtisch. Meine Leidenschaft gilt allem, was mich aus dem Haus bringt: dem Reisen, Tagesausflügen, Wochenend- und Städtetouren. Und wenn ich dann wieder zu Hause bin, teile ich meine Eindrücke darüber gerne mit euch auf meinem Reiseblog.

5 Comments

  • Bernd (Brötchen) Köhler

    Sieht spannend aus dein Ausflug in die Unterwelt. Wir haben unter dem gekauften Haus in der bayrischen Provinz auch einen alten Bunker gefunden. Der soll jetzt ausgebaut werden und mit einem Trockenbau wohnbar gemacht werden. Gruselig ist er noch ein bisschen, aber mit etwas Farbe und einigen Heizungen lässt sich das sicher beheben. Im Anschluss daran lässt sich sicher auch ein super Partykeller aus der Anlage machen.

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