Unterwegs auf der niederländischen Schlösserroute
„Willkommen bei der niederländischen Schlösserroute“, so lautet die Überschrift einer Broschüre vom NBTC Holland Marketing. In dieser Broschüre finde ich Tipps und Ideen zu den schönsten Schlösser und Landgüter der Niederlande. Wo gibt es schöne Museen? In welchen Landsitzen kann man gut essen? Gibt es Schlösser, in denen ich übernachten kann? Ein paar Vorschläge werde ich in den nächsten beiden Tagen ausprobieren. Ich freue mich auf zwei spannende Tage voller Geschichte, Kunst und gutem Essen.
Ein wenig komme ich mir vor wie Miss Benett im Roman Stolz und Vorurteil, als ich mich Schloss Twickel nähere. Nur leider wird mein Traum kurz hinter der Hängebrücke jäh gestoppt. Das Eingangstor ist verschlossen. Schloss Twickel ist bewohnt und kann nur auf Anfrage besucht werden. Dafür komme ich kurze Zeit später im Garten des Schlosses, der für jedermann zugänglich ist, auf meine Kosten.
Ich bin auf Einladung des NBTC Holland Marketing im Westen der Niederlande unterwegs, um Schlösser und Buitenplatsen zu besuchen. Falls ihr euch jetzt fragt, was ein Buitenplaats ist, geht es euch genauso wie mir, als ich zu dieser Reise eingeladen wurde. Um den Begriff zu erklären, muss ich ein wenig ausholen, denn eine eindeutige Übersetzung aus dem Niederländischen gibt es hierfür nicht.
Auf der Internetseite von Holland.com lese ich, das es in den Niederlanden über 700 Schlösser, Landsitze und Landgüter gibt. Der Begriff Buitenplaats ist wohl am ehesten mit „Landsitz“ zu übersetzen. Reiche Kaufleute zog es, wenn es in den Städten im Sommer heiß und stickig wurde, in die Sommerfrische auf’s Land. Der gesamte Hausstand wurde eingepackt und man verbrachte den Sommer in den sogenannten Buitenplatsen. Hierbei gaben sich die Herren dann allerdings nicht mit kleinen Anwesen zufrieden. Je prachtvoller, desto besser – so lautete die Devise. Viele der wunderbaren Herrenhäuser kann man heutzutage besichtigen. Manche sind zu Hotels umgebaut worden, in manchen befinden sich Museen. In vielen wohnen aber auch nach wie vor wohlhabende Familien.
Kommt mit mir auf eine kleine Reise zu fünf ganz wunderbaren Buitenplatsen. Eine Übersichtskarte, wo sich die Puitenplaatsen befinden, findest Du im Anschluss an den Artikel.
- Landgut Twickel
- Hotel Groot Warnsborn
- Oud Amelisweerd
- Die Armando-Sammlung
- Das Landgut Oud Amelisweerd
- Eine Sammlung chinesischer Tapeten
- Hotel Parc Broekhuizen
- Haus Doorn
- Praktische Tipps
- Übersichtskarte
- Die Schlösser und Landgüter
- Hier habe ich geschlafen und gegessen
- Weitere Links
Landgut Twickel
Unsere erste Station ist Delden, ein kleiner Ort in der Nähe von Enschede. Hier liegt das Landgut Twickel, zu dem ein Schloss, ein wunderschöner Garten und ein englischer Landschaftspark gehören. Wie eingangs schon erwähnt, kann das Schloss nur auf Anfrage besichtigt werden. Aber dazu gleich mehr, denn bevor wir das Landgut besuchen, haben wir noch einen anderen Termin.
Ein paar Gehminuten vom Schloss entfernt liegt die ehemalige Gutsverwaltung von Landgut Twickel. Das Gebäude aus dem frühen 18. Jahrhundert beherbergt das Museum No Hero, das wir einen Tag vor der offiziellen Eröffnung besuchen dürfen. Unter fachkundiger Begleitung des Besitzers und Kunstsammlers Geert Steinmeijer erkunden wir das spannende, kleine Museum.
Wenn ihr mehr über dieses Museum erfahren möchtet: hier findet ihr einen ausführlichen Bericht über meinen Besuch.
Nach einem kleinen Lunch spazieren wir zum Eingang von Schloss Twickel. Hier treffen wir auf Lucia den Ouden, die u.a. für die PR von Schloss Twickel zuständig ist. Nach der Begrüßung zieht Lucia wie eine Kastellanin ein Schlüsselbund aus der Tasche und führt uns durch einen Seiteneingang in den Garten des Schlosses.
Wir haben Ende April und viele Stauden stehen in den Startlöchern. Akkurat geschnittene Hecken und Gewächse umrahmen die Wege. Im Hintergrund zieht eine große, blühende Magnolie meine Aufmerksamkeit auf sich.
Der Garten hat eine 500 jährige Geschichte und wurde im Laufe der Jahrhunderte einem enormen Wandel unterzogen. Gemäß der Mode der damaligen Zeit war er zuerst ein Renaissancegarten, später erstrahlte er in Barock-Stil und ist seit ca. 250 Jahren ein Landschaftspark nach englischem Vorbild. Zeitgenössische Elemente, wie zum Beispiel eine Metallbrücke geben dem Ganzen einen modernen Touch.
Ganz besonders schön finde ich die Orangerie. Hier stehen Bäume, die über 250 Jahre alt sind. Lucia den Ouden erzählt uns stolz, dass hier, neben der Orangerie von Het Loo, die ältesten Zitrusbäume Hollands stehen und dass die Orangerie deshalb ganz besonders gehegt und gepflegt wird.
Hotel Groot Warnsborn
Kennt ihr das Gefühl, wenn man eine lange, herrschaftliche Anfahrt zu einem Anwesen entlang fährt? Man fährt über eine wunderschöne Allee und die Gebäude im Hintergrund werden immer größer und klarer. Bis man endlich vor einem tollen Haus steht. Ich kenne das beispielsweise von meinen Besuchen in Herrenhäusern in England.
Und so geht es mir, als wir uns Hotel Groot Warnsborn nähern, unserer Unterkunft für die Nacht. Passend zum Thema „Schlösserreise“ übernachten wir in diesem Hotel.
Umgeben von 750 ha Wald liegt dieses 4 Sterne Hotel mitten in der Natur. Man kann von hier aus zu ausgiebigen Spaziergängen starten oder einfach nur bei einem leckeren Glas Wein die herrliche Ruhe auf der Terrasse genießen.
Als wir am nächsten Morgen zu unserem Bus gehen überlege ich schon, wann ich mit meinem Mann hierher fahren werde. Denn in diesem wunderbaren Hotel bin ich nicht das letzte Mal gewesen.
Oud Amelisweerd
Oud Amelisweerd ist ein historischer Buitenplats wie aus dem Lehrbuch. Weil es so gut erhalten ist, gehört es zu den 100 wichtigsten Landhäusern in den Niederlanden.
Das Anwesen liegt am Kromme Rijn, einem Stück Altrhein, das direkt aus Utrecht kommt. Über diesen kamen die Besitzer im Sommer mit ihrem gesamten Haushalt, um hier die Sommerfrische zu genießen. Dies erzählt uns Yvonne Ploum, die Direktorin des Museums bei einem Rundgang. Ich liebe ja solche Geschichten. Wenn ich so etwas höre, sehe ich historische Gebäude immer aus einem ganz anderen Blickwinkel. Ich lasse meiner Phantasie freien Lauf und sehe die Menschen im 17. Jahrhundert förmlich mit ihren Booten ankommen und durch den Park flanieren.
Das Landgut hat eine sehr spannende Geschichte: einst war es ein Rittergut. Ende des 17. Jahrhunderts wurde es von den Franzosen verwüstet und danach als Landgut wieder aufgebaut. Heute beherbergt Oud Amelisweerd das MOA (Museum Oud Amelisweerd). Auf zwei Etagen und dem Dachgeschoss werden hier drei Sammlungen präsentiert:
Die Armando-Sammlung
Nachdem 2007 das Armando Museum in Amersfoort durch einen Brand zerstört wurde, beherbergt seit 2012 das MOA die Sammlung des vielseitigen niederländischen Künstlers Armando. Wir sehen hier Gemälde, Zeichnungen, Kunstwerke und im Dachgeschoss des Museums unglaublich viele Bücher, die der Künstler illustriert oder geschrieben hat.
Das Landgut Oud Amelisweerd
Dadurch, dass das Landgut über die Jahrhunderte oft den Besitzer gewechselt hat und demzufolge sehr lange unbewohnt blieb, zählt es heute zu den best erhaltenen Landgütern der Niederlande. Es gibt das Landgut, das Kutschenhaus und einen Park. Im angrenzenden Wald stehen einige 250 Jahre alte Bäume, die somit zu den ältesten Bäumen der Niederlande zählen.
Eine Sammlung chinesischer Tapeten
In der Sammlung chinesischer Tapeten befinden sich handbemalte Papiertapeten aus dem Zeitraum von 1750-1770. Eine so umfangreiche Sammlung wie im MOA gibt es nirgends sonst in Europa. Vor diesen detaillierten Zeichnungen die ganze Wände schmücken könnte ich Stunden verbringen. Immer wieder entdecke ich neue Details. Aber die Zeit drängt und das nächste Landgut wartet bereits.
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Im Kutschenhaus befindet sich neben einem Museumsladen und einer Bäckerei auch ein Landgutcafé und das Restaurant De Veldkeuken (die Feldküche). Hier werden frische Zutaten aus dem benachbarten Gemüsegarten verarbeitet.
Zu schade, dass wir gerade von einem reichhaltigen Frühstück kommen. Das Landgutcafé sieht so einladend aus und das frisch gebackene Brot duftet herrlich.
Hotel Parc Broekhuizen
Das Mittagessen nehmen wir in Parc Broekhuizen ein. Wir werden von Sternekoch Jacob Jan Boerma verwöhnt. In dem Landgut aus dem Jahre 1792, das 1906 nach einem Brand neu aufgebaut wurde und heute stilvoll restauriert ist, kann man grandios essen.
Ich muss euch wirklich neidisch machen: hier jagt eine Geschmacksexplosion die nächste.
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Falls ihr eine traumhaft schöne Location für eure Hochzeit sucht, dann schaut euch Parc Broekhuizen unbedingt an. Man kann hier ganz wunderbar feiern und im dazugehöre
nden Hotel stilvoll übernachten. Während wir das Anwesen anschauen, wird im Kutschenhaus gerade eine Hochzeit vorbereitet. Ich bin beinah neidisch, dass ich schon verheiratet bin.
Haus Doorn
Ich muss gestehen, an der letzten Station unserer Reise lerne ich sogar noch etwas aus der deutschen Geschichte, denn ich wusste bis zu diesem Zeitpunkt nicht, dass der letzte deutsche Kaiser in den Niederlanden im Exil gelebt hat. Hmm, vielleicht habe ich das damals sogar im Schulunterricht gelernt, aber zu Schulzeiten war Geschichte nicht unbedingt mein Lieblingsfach.
Jedenfalls lebte Kaiser Wilhelm II. bis zu seinem Tod im Jahre 1941 in Haus Doorn in der Nähe von Utrecht. Das Museum ist so eingerichtet, als hätte der Kaiser es erst letzte Woche verlassen. Mit seinem Tod ist die Einrichtung praktisch eingefroren worden. In seinem Arbeitszimmer hängt noch der Kalender mit dem Kalenderblatt seines Todestages an der Wand.
Ich finde es sehr spannend zu sehen, wie ein Kaiser im Exil gelebt hat: nicht weniger als 59 Wagonladungen Einrichtung und Kunstgegenstände wurden ihm damals erlaubt, aus Deutschland mitzunehmen. Wilhelm hat nicht gerade in Armut gelebt.
Auch der Park, der Haus Doorn umgibt, ist einen Besuch wert. Wir werden aus Zeitgründen mit einem Golf-Mobil durch den Park gefahren. Ich wäre auch gerne zwischen den schönen Bäumen spazieren gegangen.
Für den Rosengarten von Kaiserin Auguste Victoria sind wir ein wenig zu früh, aber die Pracht, die er wahrscheinlich 6 Wochen später entfalten wird, kann man erahnen.
Hier enden zwei super schöne Tage vollgepackt mit Schlössern, Landhäusern, wunderbaren Gärten und jeder Menge hervorragenden Essens. Rundum glücklich und mit einem Kopf voller Eindrücke sitze ich nachmittags wieder im Zug nach Hause.
Praktische Tipps
Übersichtskarte
ÜbersichtskarteDie Schlösser und Landgüter
Adresse
Landgoed Twickel
Twickellaan 7
Delden
Weiterführende Informationen
Hier könnt ihr eine Broschüre mit ausführlichen Öfnungszeiten auch des Museumsladens etc. herunterladen.
Auch auf Holland.com gibt es eine ausführliche Beschreibung.
Preise und Öffnungszeiten
(Stand Mai 2018)
Die Gärten von Landgut Twickel können von April bis Oktober besucht werden.
Mittwoch – Sonntag von 10 – 17 Uhr
Erwachsene ab 16 Jahre zahlen 5 € Eintritt
Adresse
MOA | MUSEUM OUD AMELISWEERD
Koningslaan 9
3981 HD Bunnik
Weiterführende Informationen
Auf Holland.com findet ihr auch zu Oud Amelisweerd eine ausführliche Beschreibung.
Preise und Öffnungszeiten
(Stand Mai 2018)
Das Museum ist Dienstag – Sonntag von 11-17 Uhr geöffnet, Freitags bis 16 Uhr
Erwachsene
12 €
Jugendliche von 9 – 18 Jahren
6 €
Kinder bis 8 Jahre
kostenlos
Adresse
Museum Huis Doorn
Langbroekerweg 10
3941 MT Doorn
Weiterführende Informationen
Auf Holland.com findet ihr auch zu Haus Doorn eine ausführliche Beschreibung.
Etwas zur Geschichte findet ihr auf Wikipedia
Preise und Öffnungszeiten
(Stand Mai 2018)
Dienstag bis Freitag von 13.00 – 17.00 Uhr.
Samstag und Sonntag von 12.00 – 17.00 Uhr
Erwachsene
12 €
Jugendliche von 8 – 18 Jahren
6 €
Kinder bis 7 Jahre
kostenlos
Hier habe ich geschlafen und gegessen
Adresse
Hotel Groot Warnsborn
Bakenbergseweg 277
6816 VP Arnhem
Die Zimmer sind ab 95 € zu buchen.
Adresse
Hotel Parc Broekhuizen
Broekhuizerlaan 2
3956 NS Leersum
Weitere Links
- So hat Oliver vom Blog Speciaal die Reise erlebt
- Mehr über die Schlösser und Landhäuser auf Holland.com
- Die Stiftung Kastelen, historische Buitenplatsen und Landgoeten
Offenlegung
An der Schlösserreise nahm ich auf Einladung des NBTC (Niederländisches Büro für Tourismus & Convention) teil. Ich habe für diese Reise kein Honorar erhalten, meine Begeisterung für unser wunderschönes Nachbarland kommt von ganz alleine.
Vielen Dank an Alexandra Johnen und Arno Ruis vom NBTC. Ihr habt die Reise perfekt organisiert und ich hatte zwei wunderschöne Tage.
Ein großes Dankschön geht an
- Geert Steinmeijer vom Museum No Hero für eine wunderbare und informative Führung durch das Museum.
- Lucia den Ouden für die tolle Führung durch den Park von Landgut Twickel.
- René Dessing für die fachkundige und charmante Unterhaltung beim Abendessen in Hotel Groot Warnsborn
- Yvonne Ploum für die spannende Führung durch das Museum Oud Amelisweerd
- Frank Louhenapessy für die humorvolle Fahrt mit dem Golf-Mobil durch den Park von Huis Doorn und Hans van den Berg für die super interessante Führung durch Huis Doorn
4 Comments
vielweib
Wunderbar! Die Schlössertour lässt sich bestimmt um eine Cabrio-Garten-Tour erweitern, oder?
Im Gelderland habe ich bereits einige Herrenhäuser und Schlösser erkundet und war begeistert. Deine kannte ich noch nicht. Danke dafür. LG Tanja
Heike
In Holland kann man ganz großartig mit dem Cabrio Touren machen. Ich hab ja auch nur einen kleinen Teil der Schlössertour gesehen. https://www.holland.com/de/tourist/holland-storys/schlosser-und-landhauser.htm hier findest Du die vollständige Liste.
Oliver Hübner
Liebe Heike,
es ist spannend hier noch einmal unsere Reise aus dem vergangenen Jahr wiederzuerleben. Ja, es waren wunderschöne Eindrücke in den kasteelen und buitenplaatsen. Und sehr gesellige Tage.
Bei den Fotos von den köstlichen Speisen läuft mir glatt noch einmal das Wasser im Mund zusammen.
Danke schön dafür und auch für die Verlinkung meines Artikels hier.
Heike
Sehr gerne, lieber Oliver.