Zeche Zollern: das Schloss der Arbeit
Die im Jugendstil erbaute Maschinenhalle der Zeche Zollern ist ein architektonisches Juwel. „Früher war alles schöner“. Über diese Aussage habe ich eigentlich schon immer die Nase gerümpft. Aber genau das sind meine ersten Gedanken, als ich im Internet Bilder der Zeche Zollern sehe. Viele der Industriebauten um die Jahrhundertwende hatten schon deutlich mehr Charme als die von heute.
Zeche Zollern galt 1898 als eine der schönsten Zechen Deutschlands – wurde von den Kumpeln gerne als Schloss der Arbeit bezeichnet . In einer Zeit, in der 70 Zechen im Ruhrgebiet entstanden, versuchte man, nicht nur rational und praktisch zu punkten, es sollte dabei auch schön anzusehen sein. Und dieses Ziel wurde meiner Meinung nach bei der Zeche Zollern erreicht.
Auch heute, nachdem die Zeche bereits über 50 Jahre stillgelegt ist, ist sie noch wunderbar so anzuschauen. Schon 1930 beschloss die Betreiberin, die Gelsenkirchener Bergwerk AG, die Kohleförderung in der Zeche Germania zu zentralisieren. Deswegen verzichtete man bei Zollern auf weitere Modernisierungsmaßnahmen. Ein Glück für uns Besucher heute, denn so sehen wir die Zeche in ihrem ursprünglichen Zustand aus dem frühen 20. Jahrhundert. In den 60er Jahren sollte die Zeche abgerissen werden. Einer Handvoll engagierter Menschen verdanken wir es, das dieses Vorhaben abgewendet werden konnte.
An einem Samstagmorgen im Mai 2018 setzte ich meinen Wunsch, diese Zeche zu besichtigen, in die Tat um. Die Sonne lacht vom Himmel, es ist angenehm warm. Nach einer entspannten Fahrt mit dem Cabrio durch das Ruhrgebiet stellen wir das Auto auf dem großen Besucherparkplatz vor der Zeche ab.
Als ich mich dem Eingang der Zeche nähere, habe ich eher das Gefühl, ich werde gleich ein Schloss besichtigen, als ein Industriedenkmal. Durch das Eingangstor blicke ich auf den Ehrenhof. Bäume säumen den Weg zu einem schönen Gebäude, das sich später als die Verwaltung der Zeche herausstellt. Im Hintergrund umrahmen die beiden Fördertürme das Gebäude, ich bin also doch auf einer Zeche.
Schnell ist das Eintrittsgeld bezahlt und schon stehen Stefan und ich staunend im Innenhof vor den großartigen Gebäuden. Wie ein umgedrehtes „U“ sind die Gebäude um uns herum angeordnet. Wir zücken die Kameras und los geht die Erkundungstour.
- Die historische Zechenwerkstatt
- Das Restaurant Pferdestall
- Die Maschinenhalle
- Der Förderturm
- Lampenstube, Schwarzkaue und Lohnhalle
- Die Alte Verwaltung
Die historische Zechenwerkstatt
Zu unserer Linken sehen wir ein Gebäude, von dem ich im ersten Moment annehme, das es sich um eine Kirche handelt. Tatsächlich ist dies aber die Alte Werkstatt. Ich bin wirklich überrascht. Das Gebäude ist so hübsch, das ich tatsächlich gedacht habe, es sei ein Kirche. Später lerne ich, das es sich hierbei um neugotische Staffelgiebel handelt. Da Kirchen oft im gotischen Stil gebaut sind, lag ich wohl gar nicht so verkehrt.
In der Alten Werkstatt sind heute wechselnde Sonderausstellungen zu besichtigen. Bei unserem Besuch läuft gerade die Ausstellung „RevierGestalten“. Im Erdgeschoss schaue ich mir an, was mit der Zeche in der Zeit nach der Schließung bis zur Umgestaltung in ein Museum passiert ist. Zum Glück für uns Besucher heute wurde die Zeche aufgrund schlechterer Produktivität im Vergleich zu anderen Zechen nie modernisiert. In den 60er Jahren sollte sie sogar abgerissen werden. Wie gut, das das Vorhaben abgewendet werden konnte.
Im Obergeschoss lerne ich mehrere „Zolleraner“ Familien kennen. Es werden acht Familien vorgestellt, die auf Zeche Zollern gearbeitet haben.
Die Ausstellung „RevierGestalten“ ist übrigens noch bis zum 28. Oktober 2018 zu besichtigen.
Das Restaurant Pferdestall
Hinter der Alten Werkstatt liegt der Pferdestall. Bei den Recherchen zu diesem Post lese ich, das das Gebäude auch als Spritzenhaus bezeichnet wird. Wahrscheinlich zuerst der Pferdestall, später das Spritzenhaus, überlege ich mir. Jedenfalls kann man hier heute lecker essen.
Leider sind die Servicekräfte etwas unfreundlich. Die Frage, ob ich das Innere des schönen Restaurants fotografieren darf, wird ziemlich unfreundlich abgewiesen. Trotzdem setzen wir uns auf die gut gefüllte Terrasse. Neben uns fachsimpeln zwei ältere Herren, die offensichtlich auf einer Zeche gearbeitet haben. Fasziniert lausche ich ein wenig ihrem Gespräch. Als die Currywurst serviert wird, verstummt das Gespräch und es ist nur noch ein verzücktes „Lecker, woll?“ zu hören.
Die Maschinenhalle
Ganz ehrlich? Die Maschinenhalle ist für meinen Mann und mich als begeisterte Hobbyfotografen ein Paradies. Die Maschinenhalle ist ein Stahlfachwerk im Jugendstil. „Warum Stahl anstelle von Ziegeln wie bei den anderen Gebäuden?“, frage ich mich. Stahl galt beim Bau der Maschinenhalle als Prestigeobjekt des Ruhrgebiets. Außerdem musste die Maschinenhalle schnell gebaut werden, und ein Stahlkonstruktion war schneller umgesetzt als eine gemauerte Halle.
Wir betreten diese durch das schöne Jugendstilportal und sind einfach nur geflasht. Ich kann euch gar nicht genau erklären, was ich alles gesehen habe. Dafür müsste ich sicherlich Ingenieur sein. Aber die vielen großen und kleinen Details sind beeindruckend. Hier habe ich für euch eine Auswahl der schönsten Bilder der Maschinenhalle.
Der Förderturm
Den Förderturm klettern wir bis ganz nach oben. Höhenangst solltet ihr hier besser nicht haben, denn man geht über Gitterroste, die nach unten durchsichtig sind. Oben angekommen hat man eine großartige Aussicht. In die Ferne kann man weit über das Ruhrgebiet schauen und unter sich sieht man den Zechenbahnhof, die Maschinenhalle und die restlichen Gebäude.
Der zweite Turm war übrigens kein Förderturm, wie ich eingangs fälschlicherweise geschrieben habe. Er diente ausschließlich der Bewetterung des Schachts. Mit anderen Worten, er hat frische Luft in den Förderschacht gepustet.
Lampenstube, Schwarzkaue und Lohnhalle
Dieses Gebäude beeindruckt mich neben der Maschinenhalle am meisten. Zeugt hier doch praktisch jedes Ausstellungsstück davon, wie hart die Arbeit im Bergbau gewesen ist.
Die Grubenlampe war praktisch unverzichtbar für den Bergmann. Denn, wenn unter Tage der Strom ausfiel, wäre es für den Bergmann lebensgefährlich gewesen ohne Licht. Jeder Bergmann hatte seine persönliche Grubenlampe und musste nach seiner Schicht dafür sorgen, das sie wieder aufgeladen wurde.
Die unendlich vielen Körbe für die persönlichen Gegenstände der Bergmänner sprechen für sich.
Die große Lohnhalle wird gerade für ein Event vorbereitet, das am nächsten Tag stattfindet. In dieser traumhaft schönen Jugendstil-Halle kann man bestimmt ausgesprochen stilvoll feiern.
Die Alte Verwaltung
Die Alte Verwaltung wird wohl gerne als Location für Hochzeitsfotos genutzt. Das Jugenstil Treppenhaus bietet sich dafür aber auch geradezu an. Als wir die Verwaltung betreten, schaut sich gerade ein Brautpaar vor der Kamera verliebt in die Augen.
Mit einem Besuch im angrenzenden Museumsshop endet ein wirklich toller Vormittag in Dortmund.
Adresse
LWL-Industriemuseum Zeche Zollern
Grubenweg 5
44388 Dortmund
Öffnungszeiten
Stand März 2019
Dienstag–Sonntag sowie an Feiertagen 10-18 Uhr
Eintrittspreise
Erwachsene | 4 € |
Kinder und Jugendliche | 2 € |
Hier könnt Ihr parken
Parken könnt ihr kostenlos auf dem großen Besucherparkplatz.
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