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Wo lebte der letzte deutsche Kaiser?

Wie hieß eigentlich der letzte deutsche Kaiser und wieso war die Monarchie plötzlich zu Ende? Ich muss gestehen, ich kenne mich in der amerikanischen Geschichte besser aus als in der deutschen. Das liegt allerdings nicht daran, dass mich unsere Geschichte weniger interessiert. Den Geschichtsunterricht in der Schule habe ich „Dank“ eines langweiligen Lehrers nur abgesessen und kaum etwas dabei gelernt. Das Wissen über die amerikanische Geschichte habe ich dagegen größtenteils Hollywood zu verdanken. Wieviel davon wahr ist, sei mal dahingestellt…

Der letzte deutsche Kaiser war jedenfalls Kaiser Wilhelm II. Er regierte von 1888 bis zum Ende des ersten Weltkriegs im Jahre 1918. Freiwillig abgegeben hat Wilhelm die Kaiserkrone allerdings nicht. Am Ende des zweiten Weltkriegs gab es sehr viele Menschen, die die Monarchie abschaffen wollten. Stichwort: Novemberrevolution. Um den Gefahren der Novemberrevolution zu entgehen, ging Kaiser Wilhelm II. mit seiner Frau Auguste Viktoria im Oktober 1918 freiwillig ins Exil. Erst nach Belgien und später, im Jahr 1920, nach Haus Doorn in den Niederlanden. Hier sollte er bis zu seinem Tod im Jahr 1941 wohnen.

Huis Doorn

Im Frühling 2018 folge ich einer Einladung des Niederländischen Büros für Tourismus & Convention (NBTC). Wir sind unterwegs auf einer kleinen Schlössertour durch die Niederlande. Nach einem großartigen Lunch im Parc Broekhuizen fahren wir nach Doorn in der Nähe von Utrecht.

Durch die Allee kann man vom Eingang aus einen ersten Blick auf Huis Doorn werfen
Durch die Allee kann man vom Eingang aus einen ersten Blick auf Huis Doorn werfen

Während wir im Eingang auf Frank Louhenapessy, den Leiter der Geschäftsführung warten, erhasche ich einen ersten Blick auf Huis Doorn. Verglichen mit den prachtvollen Schlössern in Deutschland wirkt der letzte Wohnsitz des Kaisers sehr bescheiden. Allerdings liegt das Landgut in einem wunderschönen großen englischen Park. Befestigte Wege laden zum Spazieren ein. Weil wir leider nicht genug Zeit haben, um einen Spaziergang genießen zu können, werden wir von Herrn Louhenapessy in einem Golf Cart durch den Park gefahren.

Entlang des Tennisplatzes, von dem man heute leider nur noch wenig erkennen kann und dem Holzschuppen – der Kaiser hat, um fit zu bleiben, gerne Bäume gefällt und verarbeitet – fahren wir zum Rosengarten.

Hier befand sich zu Lebzeiten Kaiser Wilhelms II. ein Tennisplatz
Hier befand sich zu Lebzeiten Kaiser Wilhelms II. ein Tennisplatz
Kaiser Wilhelm II. hat auf seine Kondition geachten. Fitness und personal Trainer gab es Anfang des 20. Jahrhunderts natürlich noch nicht. Deshalb hat der Kaiser, um fit zu bleiben, Bäume gefällt.
Der Holzschuppen:
Kaiser Wilhelm II. hat sehr auf seine Kondition geachtet. Fitness- und Personal-Trainer gab es Anfang des 20. Jahrhunderts natürlich noch nicht. Deshalb hat der Kaiser, um fit zu bleiben, Bäume gefällt.

Der Rosengarten

Um die wahre Pracht des Rosengartens genießen zu können, sind wir leider zu früh im Jahr in Huis Doorn. Noch liegt der Garten im Winterschlaf. Die Rosen sind noch zurückgeschnitten und warten auf den Frühling.

Kaiser Wilhelm ließ den Garten nach dem Vorbild des Rosengartens im Berliner Tiergarten anlegen. Bei der Eröffnung des Rosengartens war seine Gemahlin leider nicht mehr zugegen. Sie war im Jahr zuvor verstorben. Ihr zu Ehren wurde der aus fast 8.500 Rosen bestehende Garten „Auguste Viktoria Garten“ genannt.

Im April liegt der Rosengarten noch im Winterschlaf
Im April liegt der Rosengarten noch im Winterschlaf

Der ursprünglich von Kaiser Wilhelm II. angelegte Rosengarten wurde im 2. Weltkrieg nahezu komplett zerstört. Der Garten, den wir besichtigen, wurde 1996 originalgetreu rekonstruiert. Er wird heute von freiwilligen Helfern gepflegt.

In der Mitte des Kreises seht ihr übrigens ein Rosenbeet in Form des Eisernen Kreuzes, einem hohen preußischen Orden, das der Kaiser persönlich entworfen hat.

Das Mausoleum

Kaiser Wilhelm II. konnte sich offensichtlich zeit seines Lebens nicht damit abfinden, dass Deutschland keine Monarchie mehr war. Er verfügte testamentarisch, dass seine sterblichen Überreste erst dann nach Deutschland überführt werden dürften, wenn es wieder einen deutschen Kaiser gibt. Sein Sarg ist im Mausoleum auf dem Gelände von Huis Doorn aufgebahrt und wird da wohl auch bleiben.

Durch ein kleines Fenster kann man den Sarg von Kaiser Wilhelm II. im Mausoleum stehen sehen
Durch ein kleines Fenster kann man den Sarg von Kaiser Wilhelm II. im Mausoleum stehen.

Während Huis Doorn heute einer Stiftung gehört, verwaltet die Familie Hohenzollern nach wie vor das Mausoleum. Es darf selbstverständlich nicht betreten werden, aber man kann den Sarg des Kaisers durch ein kleines Fenster stehen.

Haus Doorn

Im Inneren von Huis Doorn wirkt vieles so, als ob Kaiser Wilhelm erst kürzlich verstorben wäre. Vieles ist unverändert. So hängt zum Beispiel im Arbeitszimmer noch der Kalender aus dem Jahr 1941, dem Jahr, in dem der Kaiser starb.

Das Arbeitszimmer des Kaisers
Das Arbeitszimmer des Kaisers. Hier erledigte er seine Korrespondenz.
Als Stuhl bevorzugte der Kaiser einen Sattel, auf dem er während seiner Korrespondenz praktisch "ritt"
Als Stuhl bevorzugte der Kaiser einen Sattel, auf dem er während seiner Korrespondenz praktisch „ritt“
Das Bad des Kaisers
Das Bad des Kaisers. Er legte offensichtlich viel Wert auf Körpferpflege

Die Einrichtung des Landguts Huis Doorn stammt übrigens in großen Teilen aus Wilhelms Schlössern in Berlin und Potsdam. Auch wenn der Kaiser damals ins Exil ging, wurde es ihm gestattet, viele seiner Besitztümer mitzunehmen. Es muß ein beeindruckendes Bild gewesen sein, als der Kaiser mit sage und schreibe 59 Eisenbahnwaggons in Huis Doorn ankam.

In der Küche wurden die Speisen zubereitet ....
In der Küche wurden die Speisen zubereitet ….
.... die im Speisezimmer eingenommen wurden.
…. die im Speisezimmer eingenommen wurden.
An der Wand hängen Gemälde von Kaiser Wilhelm II. und Kaiserin Hermine, seiner zweiten Frau
Das Besteck des Kaisers. Man beachte die rechte Gabel. Sie ist gleichzeitig Messer und Gabel
Das Besteck des Kaisers. Man beachte die rechte Gabel. Sie ist gleichzeitig Messer und Gabel

Wilhelm hatte seit seiner Geburt einen gelähmten linken Arm. Er war bei der Geburt in Steißlage geraten und von den Ärzten am linken Arm im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Geburtskanal gezogen worden. Dabei hatten die Ärzte wohl einiges kaputt gemacht. Der Kaiser lernte früh, mit seiner Behinderung zurecht zu kommen. Schaut euch die rechte Gabel einmal genauer an: sie hat an der linken Seite Zähne. Sie wurde von Willhem als Gabel und als Messer verwendet.

Nach dem Essen zogen sich die Männer ins Rauchzimmer zurück um eine Zigarre zu rauchen
Nach dem Essen zogen sich die Männer ins Rauchzimmer zurück, um eine Zigarre zu rauchen …
Während es sich Damen im Gelben Salon bequem machten
… während es sich die Damen im Gelben Salon bequem machten

Pavillon „Die Niederlande und der erste Weltkrieg“

Nach der Besichtigung des Hauses schauen wir uns noch die Ausstellung „Die Niederlande im ersten Weltkrieg“ an. Sie ist in der ehemaligen Garage des Kaisers untergebracht. Die Niederländer haben sich im ersten Weltkrieg neutral verhalten. Einer der Gründe, warum Kaiser Wilhelm unsere Nachbarn als sein Exil wählte. In der Ausstellung wird anhand unterschiedlicher Themen auf die niederländische Neutralität während des Ersten Weltkrieges eingegangen. Eine sehr spannende Ausstellung, die ich euch nur empfehlen kann. Nehmt euch nach dem Besuch der Haus Doorn unbedingt noch Zeit hierfür.

Im Anschluss an die Besichtigung trinken wir im Restaurant/Café in der ehemaligen Orangerie noch eine Kleinigkeit und müssen dann leider schnell zum Bahnhof aufbrechen. Huis Doorn war so spannend, dass wir die Zeit etwas aus den Augen verloren haben. Ich kann euch Huis Doorn nur empfehlen. Wenn ihr mehr über Landgüter in den Niederlanden erfahren möchtet, dann schaut einfach mal hier. Ihr findet eine Karte mit den Landgütern und eine kurze Beschreibung.


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    Adresse

Museum Huis Doorn
Langbroekerweg 10
3941 MT Doorn

    Öffnungszeiten

Museum Huis Doorn ist Dienstag bis Sonntag von 13.00 – 17.00 Uhr geöffnet.

    Eintrittspreise

MUSEUM HUIS DOORN
Erwachsene: € 12,-
Kinder 7-18 Jahre: € 6,-
Kinder bis 7 Jahre: Frei zugänglich

PAVILLON DIE NIEDERLANDE UND DER ERSTE WELTKRIEG
Erwachsene: € 6,-
Kinder 7-18 Jahre: € 3,-
Kinder bis 7 Jahre: Frei zugänglich

KOMBIPREISE MUSEUM UND PAVILLON 
Erwachsene: € 15,-
Kinder 7-18 Jahre: € 7,50
Kinder bis 7 Jahre: Frei zugänglich

Offenlegung

An der Schlösserreise nahm ich auf Einladung des NBTC (Niederländisches Büro für Tourismus & Convention) teil. Ich habe für diese Reise kein Honorar erhalten, meine Begeisterung für unser wunderschönes Nachbarland kommt von ganz alleine.

Hallo, ich bin Heike. Geboren bin ich am linken Niederrhein, wo ich zusammen mit meinem Mann Stefan lebe. Meine Reisen finanziere ich als freiberufliche IT-Beraterin, sitze also die meiste Zeit am Schreibtisch. Meine Leidenschaft gilt allem, was mich aus dem Haus bringt: dem Reisen, Tagesausflügen, Wochenend- und Städtetouren. Und wenn ich dann wieder zu Hause bin, teile ich meine Eindrücke darüber gerne mit euch auf meinem Reiseblog.

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