Besuch beim Tulpenzüchter: wo kommen unsere Tulpen her?
Habt Ihr euch eigentlich auch schonmal gefragt, wo die Tulpen herkommen, die ab Dezember in unseren Wohnzimmern stehen?
Heute ist wieder so ein trüber Novembertag. Kein Urlaub und keine Reise in Sicht. Es regnet und es ist ungemütlich kalt. Ich sitze mit einer dampfenden Tasse Tee in der Hand auf der Couch und freue mich über einen schönen Strauß Rosen, der auf dem Wohnzimmertisch steht. Noch steht hier ein Strauß Rosen. Aber ab Mitte Dezember stehen bei mir jede Woche frische Tulpen auf dem Tisch. Meine kommen von einem Gärtner aus der Blumenstadt Straelen. Aber die meisten Tulpen, die wir in Deutschland kaufen, wachsen in den Niederlanden. Auf einer Pressereise, an der ich im Januar 2016 teilnehmen durfte, haben wir einen der größten Tulpenproduzenten des Landes besucht.
Es herrscht geschäftiges Treiben in den Gewächshäusern der Firma Wesselmann Flowers. Die fertigen Tulpensträuße kommen vom Fließband. Darüber ein Zähler der anzeigt, wie viele Tulpen heute schon verarbeitet wurden. Außerdem wachsen die Pflanzen nicht in Erde, sondern in Plastikkisten in einer Nährstofflösung. Ich bin leicht irritiert. In meiner heilen Welt stehen die Menschen verliebt vor den schönen Tulpen und pflücken sie einzeln zu wunderschönen Sträußen.
Die Tulpenzwiebeln
Alles beginnt mit der Tulpenzwiebel. In großen Kisten werden diese in Kühlhäusern gelagert. Die Temperatur im Kühlhaus bestimmt, ob die Blumenzwiebel noch im Winterschlaf bleibt, oder ob die Keimung beginnt. Bei sehr niedriger Temperatur kann die Zwiebel gelagert werden, ohne das sie zu keimen beginnt.
Sobald die Tulpenzwiebeln keimen sollen, werden die Kisten aus dem kühlsten in ein wärmeres Kühlhaus gebracht. So werden die Blumenzwiebeln langsam aufgeweckt. Sie werden nacheinander in mehreren Kühlhäusern gelagert. Jedes ist immer ein wenig wärmer als das vorherige.
Sobald die ersten Keime zu erkennen sind, ist Handarbeit nötig. In speziellen Plastikkisten wird jede einzelne Tulpenzwiebel auf eine Art Dorn gesetzt. Hier bildet sie Wurzeln, die in einer Nährstofflösung hängen.
Die so präparierten Kisten kommen wieder in ein etwas wärmeres Kühlhaus und können hier weiter austreiben. Sobald die Tulpe sich zu entwickeln beginnt, werden die Pflanzbehälter in die Treibhäuser gebracht.
Die Tulpe
In den Treibhäusern beginnt für die Tulpe eine längere Reise, erneut durch unterschiedliche Temperaturzonen. Die Kisten mit den keimenden Blumenzwiebeln werden auf eine riesiges Transportband gestellt und fahren ganz langsam von einem Ende des Treibhaus bis zum anderen.
Mit jedem Meter, den die Tulpe weiter in das Treibaus hineinfährt, wird es wärmer. Die Tulpe entwickelt sich in der Zeit von dem kleinen Trieb zu einer Blume, die man in die Vase stellen kann.
Der Schnitt
Wenn die Tulpe am Ende des Treibhauses angekommen ist, wird die Kiste mit den Pflanzen auf ein Transportband gesetzt und wieder nach vorne gefahren. Hier werden die einzelnen Blumen von Hand aus den Kisten ausgezupft und auf ein Fließband gelegt.
Eine Maschine trennt die Blume von der Zwiebel.
Und die nächste Maschine bündelt jeweils 10 Tulpen zu einem Strauß.
Am Ende darf man einen fertigen Strauß wunderschönen Tulpen in Händen halten, der übrigens im meinem Wohnzimmer über eine Woche gehalten hat.
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Offenlegung
Auf meiner Reise durch die Tulpenregion Holland wurde ich vom Keukenhof, dem Noordwijk Marketing, Tulpen Promotie Nederland und dem Niederländische Büro für Tourismus & Convention (NBTC) eingeladen. Herzlichen Dank dafür. Meine Meinung bleibt die eigene.
Ganz besonders bedanken möchte ich mich bei Annemarie Gerads vom Keukenhof, Marjolein van der Jagt und Stephen van Es vom Noordwijk Marketing. Ihr wart eine tolle Reiseleitung.
One Comment
Sabine
Die Bilder aus dem Inneren der „Produktion“ sind wirklich toll: Wann bekommt man so etwas schon mal zu sehen? Lieben Dank dafür, dass du in deinem tollen Artikel uns solche Einblicke gewährst.
Liebe Grüße
Sabine