Einmal Totes Meer und zurück
Einmal im Toten Meer baden – das wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen, wenn wir schon einmal so nah dran sind. „Das müsst Ihr aber ohne mich machen“, sagt Nicola, die schon mehrmals dort war. „Und nehmt bitte Kristin mit!“.
Dem Prospekt von „Rent a guide“ entnehmen wir, dass es am Toten Meer noch mehr zu sehen gibt als den tiefsten Ort der Erde. Wir entscheiden uns für eine Bustour „Massada & Totes Meer“. Zwischen 7.20 Uhr und 7.50 Uhr sollen wir am Hotel in Tel Aviv abgeholt werden. Da heißt es früh aufstehen am 1. Weihnachtstag. Der Bus kommt um kurz nach acht.
Die historische Festungsruine auf dem Felsplateau Massada liegt ungefähr zwei Autostunden von Tel Aviv entfernt. Wir hatten keine Lust, ein Auto zu mieten, selbst zu fahren, dann nicht zu wissen, wo man ans Tote Meer kommt, dazu kommen noch Eintritte etc. Leider müssen wir an einem anderen Hotel noch sehr lange auf Gäste warten, die offenbar verschlafen haben.
Schlafen würden wir auch gerne noch ein bisschen im Bus, aber unser Tour Guide Lea ist unerbittlich. Mit lautstarker Stimme informiert sie uns auf der gesamten Fahrt über jeden Ort, den wir passieren und hält dabei mit ihrer politischen Meinung nicht hinterm Berg. Dass sie zur jüdischen Mehrheit im Land gehört, ist offensichtlich. „Wir müssen unser Land verteidigen!“ Wir erfahren, dass alle jungen Israelis einen Grundwehrdienst ableisten müssen, die Männer 36 Monate und die Frauen 24 Monate. Es will mir einfach nicht in den Kopf gehen, warum die unterschiedlichen Religionen und Bevölkerungsgruppen in diesem kleinen Land es nicht auf die Reihe bekommen, in Frieden miteinander zu leben.
Als Kind habe ich einmal meinen Vater gefragt, warum es Kriege gibt. Er erklärte mir, dass sich in der Regel zwei Gruppen um ein Stück Land streiten, das jeder haben möchte. Mein Vorschlag lautete damals: Die Gegner sollten doch einfach gegeneinander Fußball spielen, und der Gewinner bekommt das Stück Land! Als ich Matthias die Geschichte erzähle, fragt er: „Und wer stellt den Schiedsrichter?“ Gute Frage…. Mein kindlicher Friedensplan war wohl nicht ganz ausgereift.
Auf halber Strecke laden wir noch weitere Mitfahrer in Jerusalem auf, was bedeutet, dass wir uns durch den morgendlichen Berufsverkehr quälen müssen.
Nächster Stopp ist die Fabrik der Totes-Meer-Kosmetik von Ahava. Das finde ich jetzt nicht super spannend, denn die Produkte gibt es in Tel Aviv an jeder Straßenecke, natürlich immer exklusiv und mit einmaligen Rabatten. Die Mineralien im Toten Meer sollen ja wahre Wunder wirken, aber ich glaube nicht an Wunder.
Die ehemalige jüdische Festung Massada
Als wir in Massada ankommen, sind wir allerdings doch froh, dass wir das Komplettpaket gebucht haben, denn das beinhaltet auch die Seilbahn, die uns hinauf auf die Felsplattform bringt.
Von hier aus ist der Blick auf die unter uns liegende Wüstenlandschaft und das Tote Meer atemberaubend. Und Lea gestaltet die Führung über das Festungsgelände sehr interessant und informativ.
König Herodes I. hat sich hier zwischen 30 und 40 vor Christus einen prachtvollen Palast über drei Ebenen bauen lassen. Ob er ihn jemals bewohnt hat, ist bis heute nicht erwiesen. Die Gegend war damals von den Römern besetzt, aber nach Herodes’ Tod nahm eine Gruppe jüdischer Rebellen die Festung ein und baute das Gelände aus. Jedoch wurden sie später von den Römern belagert und begingen Massenselbstmord, als ihre Lage aussichtslos wurde.
Und weiter geht es zum Toten Meer
Nach der ausgiebigen Führung in der Mittagssonne geht es nun endlich ans Tote Meer. Der Binnensee liegt 428 Meter unter dem Meeresspiegel und hat einen Salzgehalt von ungefähr 30 Prozent.
Auch hier erweist es sich als praktisch, dass wir die Bustour gebucht haben. Aus Gründen des Naturschutzes kann man nicht einfach überall ans Wasser kommen. Wir erhalten Eintritt in ein Resort bei En Gedi, wo wir uns umziehen und mit einer kleinen Bahn direkt bis ans Wasser heranfahren können. Die Temperaturen laden jetzt Ende Dezember nicht unbedingt zum Baden ein, aber das schreckt uns nicht ab. Sehr sympathisch finde ich vor allem, dass man aufgrund des hohen Salzgehaltes keine ekligen Tiere wie Quallen befürchten muss. Allerdings kann man das Meer ohne Badeschuhe kaum betreten, da das Salz scharfe, spitze Kristalle auf dem Boden bildet. Sich dann einfach fallen und vom Wasser tragen zu lassen, ist dann aber schon ein cooles Gefühl. Und die warme Dusche hinterher ist die Krönung!
Als wir auf der Umkleide kommen, sitzt Lea bereits da. „Du siehst 10 Jahre jünger aus als vorher!“ Das sagt sie natürlich zu jedem. Trotzdem muss ich lachen.
Auch auf dem Rückweg ist die Logistik wieder etwas kompliziert, so dass wir recht spät zurück im Hotel in Tel Aviv sind. Dafür hält Lea sich dieses Mal weitestgehend zurück, so dass wir unsere Ruhe haben.
Mein Fazit: Die Logistik könnte man noch optimieren und der Besuch der Kosmetikfabrik ist überflüssig. Lea war ein bisschen nervig, aber die Führung hat sie gut gemacht. Daher fand ich es alles in allem eine gelungene Tagestour. Unbedingt Badeschuhe mitnehmen – und wenn es ein Paar alte Plastik-Flip-Flops sind, die Du gegebenenfalls hinterher entsorgen kannst!
Wenn Ihr mehr über Tel Aviv lesen möchtet – auch wo wir gewohnt haben und wo wir gegessen haben – dann schaut Euch meinen Beitrag Tel Aviv – die weltlichste Stadt im Heiligen Land an.