Frankreich

Ein Spaziergang durch die Altstadt von Rouen

Wer durch die Hauptstadt der Normandie spaziert, der kommt an Johanna von Orléans nicht vorbei. Während ich auf dem Place du Vieux Marché in der Altstadt von Rouen stehe, muss ich an die junge Frau denken, die hier im Alter von 19 Jahren auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde.

Buntes Treiben auf dem Place du Vieux Marché in Rouen
Buntes Treiben auf dem Place du Vieux Marché in Rouen

Heute tummeln sich hier zahlreiche Touristen. Die einen spazieren gemütlich an den alten Fachwerkhäusern vorbei. Andere stehen auf dem Platz und lassen ihre Blicke suchend von einem Restaurant zum anderen gleiten. Wieder andere haben bereits einen Platz auf einer der Terassen gefunden und genießen die köstlichen Meeresfrüchte, für die die Normandie bekannt ist.

Place du Vieux Marché

Mitten auf dem Place du Vieux Marché steht ein Gebäude, das ich erst auf den zweiten Blick als Kirche erkenne. Die Eglise Sainte-Jeanne-d’Arc wurde im Jahr 1979 im Zentrum von Rouen errichtet. Ihre auffällige Dachkonstruktion erinnert an ein umgedrehtes Schiff. Mich erinnert sie an eine Rauchsäule. Vom Feuer des Scheiterhaufens, auf dem am 30. Mai 1431 eine junge Frau verbrannt wurde, die den „Fehler“ gemacht hatte, für die falschen Personen zu kämpfen.

Ich bin sehr bewegt. In einem Alter, wo meine größte Sorge war, ob ich mir die neue CD von U2 leisten kann, kämpfte diese Frau in einer Ritterrüstung für die Rechte des Dauphin, also des Thronerben Frankreichs.

Die  Taverne La Couronne in Rouen ist eine der ältesten Gasthäuser Frankreichs
Die Taverne La Couronne in Rouen ist eine der ältesten Gasthäuser Frankreichs

Mein Blick fällt auf ein Gebäude, das mir extrem touristisch erscheint. Auch wenn an den Fenstern wunderschöne rote Geranien blühen, finde ich es arg überladen. Und gehe einfach weiter. Im Reiseführer lese ich später, dass die Taverne La Couronne die älteste Herberge Frankreichs ist. Sie wurde 1345 gegründet. Vielleicht hätte sich ein Blick hinein gelohnt? Ich weiß es leider nicht, denn ich bin einfach weitergegangen.

Rue du Gros-Horloge

Das wahrscheinlich meist fotografierte Motiv in Rouen ist die Gros-Horloge, die große Uhr. Auch sie ist sehr alt: das Uhrwerk wurde 1389 hergestellt. Die Gros-Horloge ist nicht einfach nur eine Uhr. Sie zeigt neben der Uhrzeit auch die Mondphasen und die Wochentage an. Bedenkt man, wann diese Uhr gebaut wurde, finde ich das echte handwerkliche Meisterleistung.

Die Gros-Horloge, ein astronomisches Meisterwerk aus dem Jahr 1389

Wenn man vor der Uhr steht, kann man die vielen Details leider nicht erkennen. Aber bei Wikipedia gibt es ein Bild, dass man sehr gut im Browser vergrößern kann. Einfach großartig, diese Uhr.

Kathedrale von Rouen

Wenige Gehminuten entfernt vom Uhrenturm treffen wir auf die Kathedrale von Rouen. Im Rennen um das höchste Gebäude der Welt wurde diese Kathedrale aus dem 12. Jahrhundert erst 1880 vom Kölner Dom überholt.

Die Kathedrale von Rouen (Cathédrale Notre-Dame de Rouen)
Die Kathedrale von Rouen (Cathédrale Notre-Dame de Rouen)

Fällt euch auch auf, dass der rechte Kirchturm eine andere Farbe hat als der linke? Nun, der Butterturm wurde erst 300 Jahre später erbaut. Deswegen die andere Farbe. Aber woher kommt der Name? Dazu muss wissen, dass die französische Kirche im Mittelalter ziemliche Geldsorgen hatte. Es wurde ein Weg gesucht, wie man den neue Kirchturm finanzieren kann. Es folgte ein genialer aber auch perfider Schachzug der französischen Kirche. In der Fastenzeit war der Verzehr von Milchprodukten verboten. Um den neuen Kirchturm zu finanzieren, verkaufte die Kirche Freibriefe, die es den Bürgern erlaubte, weiterhin Butter und andere Milchprodukte zu genießen.

Die Lichtshow an der Kathedrale von Rouen sollte man auf keinen Fall verpassen
Die Lichtshow an der Kathedrale von Rouen sollte man auf keinen Fall verpassen

Vor der Kathedrale findet übrigens in den Sommermonaten jeden Freitag-Sonntag eine großartige Lichtshow statt. Diese dürft ihr auf keinen Fall verpassen, wenn ihr in der Stadt seid.

Rue Eau de Robec

An der Kathedrale gehen wir rechts vorbei, weiter bis zur Rue de la République. Hier biegen Stefan und ich links ab um uns direkt an der nächsten Kreuzung erneut rechts zu halten. Unser Ziel ist die Rue Eau de Robec. Früher floß hier der Robec, ein kleiner Fluß. Färber verrichteten hier ihr Tagewerk und der Fluß war eine stinkende Brühe, die in den unterschiedlichsten Farben schillerte. Heute ist der Fluß kanalisiert und verläuft unterirdisch. Ein kleiner Bachlauf symbolisiert den früheren Fluß.

Früher war die Straße vom schlechten Geruch der Färber bestimmt. Heute erinnert nur noch ein kleiner Bachlauf an diese Zeit.
Früher war die Straße vom schlechten Geruch der Färber bestimmt. Heute erinnert nur noch ein kleiner Bachlauf an diese Zeit.

Ich finde die Altstadt von Rouen auf dieser Straße ganz besonders bezaubernd. Wunderschöne alte Fachwerkhäuser säumen die Fußgängerzone. Restaurants oder Bar/Tabacs laden ein, sich hinzusetzen, ein Glas Wein zu trinken und den Ort auf sich wirken zu lassen.

Überall in Rouen kann man sich hinsetzen und eine kurze Pause vom Sightseeing einlegen
Überall in Rouen kann man sich hinsetzen und eine kurze Pause vom Sightseeing einlegen

Parc de l’Hôtel de Ville

Im Parc de l’Hôtel de Ville, dem Garten hinter dem Rathaus, gönnen wir uns eine kleine Verschnaufpause. Wir bummeln ein wenig durch den großen Garten. An der Statue von Rollo, dem Wikinger bleiben wir stehen. Rollo gilt als Gründer der Normandie. Im 9. Jahrhundert waren die Wikinger mehrfach in die Normandie eingefallen. Im Vertrag von Saint-Clair-sur-Epte versprach Rollo dem französischen König, gegen eine Art „Schutzgeld“ das Land vor seinen Landleuten zu schützen. Der König hielt Wort und gab Rollo einen Adelstitel. So war der erste Herzog der Normandie geboren.

Place Barthélémy

Wir spazieren weiter durch die Altstadt von Rouen und landen schließlich auf dem Place Barthélémy vor der Kirche Saint-Maclou.

Wunderschöne Fachwerkhäuser entdecken wir auf unserem Bummel durch Rouen
Wunderschöne Fachwerkhäuser entdecken wir auf unserem Bummel durch Rouen

Hier findet gleich eine Hochzeit statt und eine große Hochzeitsgesellschaft bewegt sich in die Kirche. Ich bewundere die Frauen, wie sie gekonnt auf ihren hochhackigen Schuhen über das Kopfsteinpflaster laufen. Ich muss mich selbst in Turnschuhen konzentrieren, um mir nicht den Fuß zu vertreten. Wir setzen uns auf einen Kaffee hin und beobachten ein wenig die Hochzeitsgesellschaft. Da Caffé ist allerdings nicht zu empfehlen. Das ist der teuerste Kaffee, den wir im Urlaub trinken – wir sind in die Touristenfalle getappt.

Hier würde ich sofort einkaufen.....
Hier würde ich sofort einkaufen…..

Zum Abschluss des Spaziergangs gehen wir noch auf ein Glas Wein in eine Bar. Bei einem Streifzug hatten wir Tags zuvor die Bar Tabac Le Conquerant entdeckt. Klein aber fein sitzen hier hauptsächlich Einheimische. Das mögen wir sehr. Bei einem leckeren Glas Wein sitzen wir hier und schauen dem geschäftigen Treiben der Stadt zu.


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    Hier haben wir gewohnt

Wir haben nicht direkt im Zentrum von Rouen gewohnt, sondern in Bois-Guillaume. Das liegt ca. 15 Autominuten von der Altstadt entfernt.

Das Hotel sieht von außen sehr unscheinbar aus. Es ist wohl ein umgebautes ehemaliges Verwaltungsgebäude. Aber von Innen ist es sehr schön. Das Frühstück war sehr gut. Die Zimmer sind geräumig und sehr sauber. Und das Personal ist mega freundlich. Wir haben uns hier sehr wohlgefühlt.

Best Western Plus Hotel Le Conquerant Rouen Nord
Rue Du General De Gaulle
76230, Bois Guillaume

    Hier könnt Ihr parken

Wir in der Nähe der Kathedrale geparkt: auf dem Parking de la Cathédrale – Rouen Normandie Stationnement. Der Parkplatz hat eine große Tiefgarage und auch einen Parkplatz an der Straße. Wir fanden ihn sehr bequem und gut gelegen.

Parking Cathédrale – Office du Tourisme
Place de la Haute Vieille Tour
76000 Rouen

Hallo, ich bin Heike. Geboren bin ich am linken Niederrhein, wo ich zusammen mit meinem Mann Stefan lebe. Meine Reisen finanziere ich als freiberufliche IT-Beraterin, sitze also die meiste Zeit am Schreibtisch. Meine Leidenschaft gilt allem, was mich aus dem Haus bringt: dem Reisen, Tagesausflügen, Wochenend- und Städtetouren. Und wenn ich dann wieder zu Hause bin, teile ich meine Eindrücke darüber gerne mit euch auf meinem Reiseblog.

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