Plimoth Plantation: wie lebten die ersten Siedler in den USA?
Wenn man in Neuengland unterwegs ist, kommt man an zwei Dingen nicht vorbei: an Lobster und an Pilgimfathers, zu Deutsch: an Hummer und an den Pilgervätern. Den Hummer bekommt man an jeder Ecke auf diverse Arten zubereitet. Und an die Pilgerväter, also die mehr oder weniger ersten Siedler Neuenglands, wird auf vielfältige Weise erinnert.
In Plymouth, dem Ort an dem diese Siedler in der neuen Welt an Land gingen, gibt es ein ganz außergewöhnliches Freilichtmuseum, die Plimoth Plantation. Hier wird einem das Leben der ersten Siedler realitätsnah vorgestellt, in dem ein ganzes Dorf aus dem 17. Jahrhundert nachgebaut wurde. Schauspieler „wohnen“ in den Häusern und gehen hier auch, wie im echten Leben, ihren Tätigkeiten nach.
Wir schreiben das Jahr 1625, fünf Jahre nachdem die ersten Siedler in Plymouth an Land gingen. Mittlerweile sind Frauen und Kinder nachgekommen und es hat sich eine kleine Dorfgemeinschaft entwickelt. Ich betrete die erste Hütte auf der linken Seite und finde eine junge Frau und ein Mädchen bei der Arbeit. Sie erneuern die Lehmschicht an den Wänden. Ob es oft passiert, das der Lehm von den Wänden fällt, frage ich die Frau. „Ja, wir müssen die Lehmschicht regelmäßig erneuern. Vor allem in so strengen Wintern wie den letzen passiert es immer wieder, das der Putz von den Wänden bröckelt. Und die Männer haben für so etwas ja keine Zeit, die müssen auf’s Feld“. Ich stutze, irgendetwas kommt mir an der Antwort eigenartig vor. Erst bei den nächsten Sätzen die wir wechseln wird mir klar, das die Frau mir antwortet, als ob ich durch einen Zeittunnel gereist wäre und sie im Jahr 1625 besuche.
Vor der nächsten Hütte sitzen zwei Frauen zu nähen und ein Mädchen, das in einem großen Mörser Getreide zu Mehl zerstößt. Man muss alles mehrfach verwenden und immer wieder ausbessern, erklärt mir die eine. „Es gibt ja hier keine Rohstoffe um neuen Stoff zu weben“.
Mit William Brewster, dem Dorfältesten unterhalte ich mich über sein Leben in England und was ihn dazu gebracht hat, seine Heimat zu verlassen und sich auf die gefährliche und mühselige Reise zu begeben. Was ich bis dahin nicht wußte, die Pilgerväter hatten sich von der Church of England abgewendet, weil ihr Glaube deren Dogma nicht entsprach. Sie waren nach Leiden in Holland geflüchtet, konnten dort aber als Ausländer nur schlecht bezahlte Arbeiten annehmen und entschieden deshalb, von Leiden aus weiter nach Amerika auszuwandern.
Was er denn am meisten in der neuen Welt vermisst, frage ich einen Junggesellen in der nächsten Hütte. Er denkt kurz nach und antwortet dann „Äpfel“. Ich fange an über das Leben der Menschen zu der Zeit nachzudenken. So einfache Dinge wie Äpfel gab es hier nicht, irgendwie unvorstellbar.
So spaziere ich von einer Hütte zur nächsten. Unterhalte mich mit den Menschen und bekomme immer mehr ein Gefühl davon, wie es gewesen sein muß, im 17. Jahrhundert zu leben. Die Hütten sind originalgetreu nachgebaut und mit echten Möbeln aus der Zeit bestückt.
Es gibt Viehställe mit Schafen, Hühner und Gemüsegärten, in denen echtes Gemüse wächst. Ich finde dieses Freilichtmuseum großartig und genieße jeden Moment.
Mein Fazit
Der Besuch dieses Freilichtmuseums hat mich restlos begeistert. Die Schauspieler machen einen guten Job und keine Frage bleibt unbeantwortet. Ob sie nun alle historisch fundiert sind, kann ich nicht beurteilen. Sie vermitteln mit aber ein gutes Gefühl für das harte Leben zu dieser Zeit und den Mut und die Courage, die die Menschen aufgebracht haben müssen.
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Adresse
137 Warren Avenue
Plymouth, MA 02360
Öffnungszeiten
Ab 16. März 2019 hat die Plimoth Plantation täglich von 9:00 – 17:00 Uhr geöffnet.
Eintrittspreise
Stand 2017
Die Preise sind gestaffelt und abhängig davon, ob man nur das Freilichtmuseum oder auch den Nachbau der Mayflower besuchen möchte. Wir waren nur in der Plimoth Plantation. Hier kostete der Eintritt
- für Erwachsene $30
- Für Kinder von 5-12 Jahre $18.00
Eine vollständige Auflistung der Eintrittspreise findet ihr hier.
5 Comments
Sabine
Super interessant, liebe Heike, und tolle Fotos! Das Besondere sind wirklich die Schauspieler. Dein Beitrag ruft schöne Erinnerungen an meinen Aufenthalt dort wach. LG Sabine
Heike
Vielen Dank. Ja, das ich das mit den Schauspielern nicht vorher gelesen hatte, hat die Faszination noch einmal erhöht. Ich hab im ersten Moment echt gedacht: „was reden die denn da?“.
LG Heike
vielweib
Schaaaade, dass dieses Museum so weit weg ich. So was könnte mir auch sehr gefallen :-)
Heike
In Deutschland gibt es auch tolle Freilichtmuseen. In Grefrath zum Beispiel die Dorenburg oder in Kommern in der Eifel. Da wollte ich auch immer schonmal hin.
Stefanie
Super Bericht, da muss ich unbedingt mal hin. Wohne ja glücklicher weise nicht weit weg.